25.04.2020

Seit ein paar Tagen...

Seit ein paar Tagen trägt ein kleiner dicker Mann mit Stirnglatze in seinem grauem Arbeitskittel Kisten diverser Größe von einem Bildschirmrand meines Fernsehers zum anderem. Manchmal bleibt er stehen, hebt die Hand, spreizt Zeigefinger und Daumen, legt sie an Oberlippe und Kinn, so wie man es tut, wenn man nachdenkt. Nach kurzer Zeit schüttelt er den Kopf und macht weiter.
Heute Morgen allerdings schien er mir verändert, um nicht zu sagen müde und angeschlagen.  Nicht verwunderlich, dachte ich. Der Mann muss unbedingt ausspannen. Am Ende bricht er noch in meinem Bildschirm zusammen und ich bin für sein Ableben verantwortlich.
Daraufhin habe ich überall versucht anzurufen und E-Mails zu schreiben. Fernsehkanäle, technische Service-Dienste, selbst der Hersteller des Fernsehers, sie alle kannten weder den Mann, noch zeigten sie sich für sein Handeln und sein Schicksal verantwortlich. Beim nachfolgendem Googlen stieß ich auf alle erdenklichen Formen von Lebenshilfe, Selbstfindung, auf Kaufangebote für Insektentilgung und Potenzpillen. Über den kleinen dicklichen Mann in meinem Fernseher fand ich nichts.
Da fiel mir ein, ich könnte vielleicht direkt mit ihm in Kontakt treten. Vorsichtig tippte ich ein paar Mal mit dem Fingerknöchel gegen das Glas. Aber erst als ich bestimmter klopfte, fast schon hämmerte, blieb der Mann stehen, hob den Kopf, drehte ihn in alle Richtungen, bis er mich erblickte.
Bevor ich ihm zuwinken und Hallo sagen konnte, hob er die Hand und zeigte mir den Mittelfinger. Dann machte er sich wieder an die Arbeit.
Ich habe den Stecker gezogen! Soll er doch im Dunkeln seine Kisten  schleppen.

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