Moral und Glückseligkeit
Den zentralen Begriffen zur Unterteilung des Erziehungsbegriffs bei Immanuel Kant sind: Disziplinierung, Kultivierung, Zivilisierung und Moralisierung.
Der Zu-Erziehende wird dazu angehalten, das was er zum Leben benötigt, aus sich selbst heraus zu erschaffen und durch die Ausbildung der Vernunft zum Freiheitswesen und Kulturwesen zu werden.
Die Funktion der Disziplinierung ist nach Kant die Änderung der Tierheit in die Menschheit. Auf dem Weg zur Sittlichkeit bedarf es dieses ‚negativen‘ Aspekts mit positivem Resultat. Um einen Abfall in die Inhumanität zu verhindern gehört der(die) Edukant(in) in seinen Trieben und seiner Willkür eingeschränkt.
Der propädeutische Aspekt dieser Maßnahmen zeigt sich in dem nachfolgenden Prozess der Kultivierung, der Erschließung einer Bildungswelt. Nur durch die Einsicht in das ihn tragende Umfeld, lernt der Zögling Kompetenzen im Umgang mit kulturellen Gütern zu erwerben und sie für seine kulturelle Persönlichkeitsentwicklung geschickt zu gebrauchen. Die Kultivierung ist, indem das Individuum sich die Kulturinhalte (Bildungsinhalte) der Gemeinschaft erschließt, zugleich ein Emanzipationsprozess. Durch die Kultivierung wird die Selbstkultivierung bzw. die Ausbildung eines individualen Normhorizontes initiiert und somit die notwendige spezifisch kultur- und subjektbezogene Vernünftigkeit.
Das Ziel der Zivilisierung ist erreicht, wenn der (dir) Edukant(in) die Fähigkeit erlangt hat, Soziales zu verstehen und die Notwendigkeit sozialen Handelns erkennt und die ihn betreffenden Imperative (Aufgaben) in den Entwicklungsprozess der Gemeinschaft individuell einbringt. Hierzu gehört ebenfalls das Beachten der in der Gesellschaft geltenden Benimmregeln. Durch das Erlangen der sozialen Kompetenzen wird der Status des vollwertigen Bürgers erreicht.
Ziel der abschließenden Moralisierung, der zentrale Aspekt der Erziehungstheorie von Kant, ist es den Menschen schrittweise zur Glückseligkeit zu führen. Die Moralisierung deutet das Herzstück Kants pädagogischer Theorie der Erziehung an. Sie benötigt eine begründete Theorie des Sittlichen. Eine Moralphilosophie, die ihre heimischen Begriffe a priori entwickelt, darlegt und begründet. Erst durch die Moralisierung erhält der Mensch seinen eigentlichen Wert: Die Idee der Menschheit meint die Idee uneingeschränkter absoluter Vernünftigkeit.
Anmerkung:
Nach so langer Gängelung, nach so langem Überlegen fehlt die Zeit für Glückseligkeit!
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