Man darf doch noch seine Meinung sagen.....
Der Satz lässt anklingen, der aktuelle Staat habe von vornherein etwas zu verbergen, was nicht an die Öffentlichkeit dürfe! Er würde sich quasi so definieren lassen.
So jedenfalls versteht es der Wutbürger. Er tritt gegen einen korrupten Staat an, einen deep state, der von dunklen Mächten unterwandert, gegen die Interessen des Bürgers und des Volkes handelt.
Auf was aber beruht eine Meinung? Was ist ihre Basis? Was ist der Wissensstand desjenigen, der sie verbreitet und was sind seine Motive?
Theodor W. Adorno unterscheidet zwischen Meinungen, wie etwa der Meinung, ein Gebäude habe so und so viele Stockwerke und der Meinung, Juden seien eine mindere Rasse von Schädlingen.
Erstere Meinung ist leicht überprüfbar. (Wobei die Überprüfbarkeit im Zeitalter der alternativen Fakten mittlerweile auch an Bedeutung verloren hat.)
Die zweite Meinung hingegen beinhaltet in der Aussage bereits ein Urteil und geht weit über eine Hypothese hinaus. Der Meinende äußert ein Bekenntnis und es schimmert durch, „dass er mit Leib und Seele dahintersteht; er habe die Zivilcourge, Unbeliebtes, in Wahrheit freilich nur allzu Beliebtes zu sagen.“ (Adorno in Bemerkungen zu The Authoritarian Personality.)
Der Hang der Menschen, törichte Meinungen selbst dann hartnäckig zu verteidigen, wenn ihre Falschheit rational einsichtig geworden ist, bewirkt, dass gerade der Anspruch eine eigene Meinung haben und artikulieren zu dürfen, das Recht auf freie Meinungsäußerung einschränkt.
Ebenso lässt der Hinweis auf den gesunden Menschenverstand aufhorchen. Die Geschichte der Menschheit deutet nicht auf die Gesundheit des Menschenverstandes hin!
Und übrigens bin ich der Meinung, dass man nicht jeden Schwachsinn ertragen muss!
"Ich bin dafür, dass man den Leuten verbietet, das, was ich denke, zu meinen." (Karl Kraus)
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