19.04.2020

Es gibt kein richtiges Leben im falschen

 
Der Spiegel vom 19.04.2020

Warum unsere Welt nach der Krise eine bessere sein könnte
Die Menschheit steckte schon vor Covid-19 in der Krise, und sie wusste es. Der gegenwärtige Schock könnte heilsam sein und einen Neuanfang einleiten, der in eine bessere, nachhaltigere Welt führt.
Von Ullrich Fichtner

Nur: "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" (Th. W. Adorno)
 
 
Anmerkungen hierzu:
 
Es fällt schwer, all die Prognosen, all die Ratschläge, all das Geschreibe und Gerede der letzten Wochen schadlos zu überstehen. Ratlosigkeit, Wut, Nervenleiden stellen sich bei mir ein, angesichts des immer gleichen Katastrophenkredos und der Prognose, dass nun nichts mehr ist, wie es war und dass nun alles anders wird!
Das heimtückische am Covid-19 ist nicht ein zerstörerisches, alles vernichtende Krankheitsbild - dieser Nachweis würde schwerfallen.
Covid-19 überzeugt durch seine Fähigkeit, die Welt zum Stillstand gebracht zu haben! 
Covid-19 hat uns dazu gebracht, den Ratschlägen der Virologen, Epidemologen, Statistikern und Politikern folgend, uns einzuschließen, der sozialen Welt auf eine unbestimmte Zeit zu entsagen. In diesem selbstgewählten Gefängnis wächst nun die Erkenntnis heran, dass es nicht mehr weitergehen kann wie vorher. Dass die Menschheit sich verrannt hat, dass unser Leben der letzten Jahrzehnte ein Irrweg war. Und wir schwören, zwischen Klopapier und Dosenfraß verharrend, dieses Mal alles richtig zu machen.
Welch zukunftstragende Erkenntnis!
Unsere Beschwörungen, die Lektion gelernt zu haben, sind nicht Zeichen von tiefer Einsicht. Sie dokumentieren nur unsere Bereitschaft zur Untertänigkeit. Das fällt umso leichter, verspricht man uns doch Almosen aus der Staatsschatulle. Der Staat sorgt für seine Gefangenen. Wie kann der Hungernde und Durstende da widerstehen und sich nicht in tiefster Dankbarkeit vor so viel Großmut verneigen?
Man möchte Frank Walter Steinmeier auf seine staatstragende Erkenntnis Das Leben wird nicht mehr so sein wie vorher! aus dem Verlies zurufen: Das Leben war noch nie so wie vorher. Es definiert sich durch Veränderung!
Zielführender aber ist es, Theodor W. Adorno anzuführen:
Es gibt kein richtiges Leben im falschen!
Indem wir uns einschließen (lassen), indem wir Entscheidungen über uns ergehen lassen, indem wir erst hinterfragen, wenn keine Gefahr mehr zu drohen scheint, haben wir bereits gewählt: Wir haben wieder einmal das falsche Leben gewählt! Wir haben wieder einmal ein Leben gewählt, das uns immer weniger Freiheit lässt, das uns bevormundet, das uns unsere Entscheidungen abnimmt, das uns ein neues Gemeinschaftsgefühl auf Distanz gibt.
Gab es das alles nicht schon einmal?
Der Autor des Spiegel-Artikels redet vom heilsamen Schock, der nach dem kalten Entzug nun einen Neuanfang einleitet in eine nachhaltigere, bessere Welt.
Das einzig Nachhaltige in diesem Fall ist eine Vergangenheit, aus der wir nichts gelernt haben!
Wir haben nicht gelernt, uns den Risiken des Lebens, zu stellen und frei zu entscheiden. Stattdessen flüchten wir vor Eigenverantwortung, hinterfragen nicht, begehren nicht auf, während sich die Spirale der Bevormundung, Kontrolle und Unmündigkeit unwiderruflich weiter dreht.
Wir sollten gelernt haben, dass das Unmögliche wieder möglich ist!
Wir leben erst am Anfang einer viel gefährlicheren Pandemie als das Virus Covid-19.

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