Endspiel (Samuel Beckett)
Die Akteure im Endspiel: Hamm, ein blinder und gelähmter Alter; sein Diener, Clov, zum qualvollen Stehen und Fortbewegen verdammt; die Eltern, beinlos, geistig umnachtet in ihren Mülltonnen, zum Überleben verdammt.
Die Perspektive: „Was erhoffen sie eigentlich? Dass die Erde im Frühling wieder erwacht? Das Meer und Flüsse wieder fischreich werden? Dass es noch Mana im Himmel gebe, für Idioten wie sie?“
Lasset uns zu Gott beten ist das finale Eingeständnis des Scheiterns. Kein Flehen, kein Bittgesang, aber die endgültige Absage an die eigene Existenz und die Vorstellung, dezisiv in den Ablauf der Geschehnisse eingreifen zu können. Die Entscheidungsvielfalt wird überschaubar, das weltliche Chaos reduziert auf ein fensterloses Verlies. In dieser postatomaren Überlebensidylle wendet man sich Becketts Krüppeln mit zunehmender Sympathie, ja, mit Neid zu. Die Sinnlosigkeit ihrer Existenz, die Aussichtslosigkeit möglicher Handlungen, die Begrenztheit des Raumes vermitteln Ruhe und Geborgenheit.
Das Endspiel ist undramatisch, reizlos, spannungsfrei: ein Leben im Totsein! Die Mitspieler: krüppelig, erwerbsunfähig. Der Geist, darauf bedacht sich von der Last des Leibes zu trennen, „dürstend nach der Abspaltung von uns selbst“, verfällt in eine „organische Bewusstlosigkeit“, in einen narkotisierten Zustand: wesentliche Bedingung der Seligkeit. (Cioran, Von der Wirklichkeit des Leibes)
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