03.05.2020

Eine überlebensstrategische Medikamentierung

Wenn Jean Améry den Freitod  charakterisiert als „frei noch im Schraubstock der Zwänge“ – „kein Karzinom frisst mich auf, kein Infarkt fällt mich, keine Urämiekrise benimmt mir den Atem. Ich bin es, der Hand an sich legt, der da stirbt, nach Einnahme der Barbiturate, von der Hand in den Mund“–, gelingt ihm die daraus resultierende therapeutische Erkenntnis: Ich kann dem Leben und seinen Zwängen jederzeit ein Schnippchen schlagen. Der Freitod ist kein finales Zeichen, sondern eine überlebensstrategische Medikamentierung. Die selbst zu bestimmende Finalität ist nicht bedrohlich aufgrund eines zu vollziehenden Ausstiegs, sondern durch die Perspektive dieser Möglichkeit

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