Die Wege und die Begegnungen, Hugo von Hofmannsthal,
„Wer ist Argur“, fragt ein der Erinnerung beraubter Hofmannsthal. Wer aber vor allem „ist der Redende, der sich Agurs entsinnt?“
Gibt es die Selbstfindung in der Erinnerung?
Und die sich nach dem Plan Gottes entwickelnde Schöpfung? Und die ineinandergreifenden Glieder der „Zeichenkette“, den Blick auf den großen Plan der Welt: La trace de l'oiseau dans l'air?
Aus der rätselhaften Spur der Schwalbe durch die Lüfte –
Wie wussten sie den Weg, herabfahrend aus der Unendlichkeit der Himmel? Wie wussten sie unter den Ländern dieses Land, unter den Tälern dies kleine Tal, unter den Häusern dieses Haus?
– den Grund und die Ordnung des Daseins lesen zu wollen, ist weit weniger als durch den alles beherrschenden elan vital –
Es ist sicher, dass wir auf unsrem gewundenen Wege nicht bloß von unsren Taten nach vorwärts gestoßen werden, sondern immer gelockt von etwas, das scheinbar immer irgendwo auf uns wartet und immer verhüllt ist.
– in dem Unbekannten, noch Unberührtem die Spuren der eigenen Schöpfung zu hinterlassen: la trace de l’homme chez la vierge. Spuren eines Neuanfangs in einer Welt ohne Erinnerungen, ohne Vergangenheit.
Wunderbar ist der Schrei des großen Vogels, der seltsame, einsame, vorweltliche Laut im Morgengrauen von der höchsten Tanne, dem irgendwo die Henne lauscht. Dies Irgendwo, dies Unbestimmte und doch leidenschaftlich Begehrende, dies Schreien des Fremden nach der Fremden ist das Gewaltige. (Hugo von Hofmannsthal, Die Wege und die Begegnungen)
Kommentare
Keine Kommentare.
Schreibe einen Kommentar