Die Lektion fürs Leben
Ein Ereignis in meiner Kindheit hat mich nachhaltig geprägt: Unser Nachbar beobachtet wie die Flamme des Herdes bei leerer Gasflasche langsam verlischt.
Das Spiel mit vorhersagbarem Ausgang dauerte zur Freude des Alten oft lange.
„Jetzt, jetzt ist es soweit!“ Mit erregter, geifernder Stimme und auf und ab bewegendem Zeigefinger visierte er die kleine, unschlüssig zwischen Gelb, Orange und Blau schwach züngelnde Flamme, die drohte augenblicklich endgültig zusammenzubrechen, um dann aber wieder, als wolle sie alle Voraussagen Lüge strafen, kurz aufzublühen. Ich zitterte mit ihr und war erleichtert, wenn sie schlussendlich, nach minutenlangem Kampf gegen das Unvermeidliche, mit einem vernehmbaren Ploppen in sich zusammensackte.
Es war ein erbärmliches Spektakel, ein böses Spiel, das dieser widerliche, sich sichtlich am Todeskampf ergötzende Nachbar trieb.
Von dieser Lektion fürs Leben ist mir einzig und allein das Wissen um die Abartigkeit der menschlichen Existenz geblieben.
Kommentare
Keine Kommentare.
Schreibe einen Kommentar