Der Lebensatem des Wortes
Der Lebensatem des Wortes verleiht der Sprache die Magie des Geheimnisumwitterten, die es schrittweise zu erforschen und zu entdecken gilt. Diese ‚Reise’ ist von dem Wohlwollen des zu Erforschenden abhängig, wohl wissend, dass eine gänzliche Einnahme nie möglich sein wird. Die Größe eines Autors zeichnet sich durch sein Vermögen aus, Worte zu Sätzen zu verbinden, verschiedene Wortindividualitäten zu einer Gemeinschaft zusammenzuführen, ohne jedoch die Assoziationskette zufällig und austauschbar zu gestalten.
„Der Schriftsteller muss alle Gedankengänge kennen, die sein Wort eröffnen könnte. Er muss wissen, was mit seinem Wort geschieht. Je mehr Beziehungen dieses eingeht, um so größer die Kunst; aber es darf nicht Beziehungen eingehen, die dem Künstler verborgen bleiben.“(Karl Kraus, Aphorismen)
Allein ein einziges Wort, ja bereits ein Komma, können einen Text verunstalten oder ihm eigenes, neues Leben verleihen. Die Präzision, mit der der Dichter umzugehen hat, gleicht der des Uhrmachers. Jedes einzelne Rädchen und jede Feder bedingt die Funktionalität des Ganzen.
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